Die Eingewöhnung

 

Das Kind begleiten

Begleiten Sie Ihr Kind einige Tage in der neuen Umgebung. Sie müssen gar nicht viel tun. Ihre bloße Anwesenheit im Raum genügt, um für das Kind einen “sicheren Hafen” zu schaffen, in dem es sich jederzeit zurückziehen kann, wenn es sich überfordert fühlt. Wenn Mutter oder Vater (vielleicht auch die Oma, wenn das Kind sie gut kennt) still in der Ecke des Raumes sitzen und ihr Kind beobachten, hat es alles, was es braucht. Auf dieser Basis kann Ihr Kind seine Ausflüge in die neue Welt machen.

 

Anwesend sein

Wenn Ihr Kind schon krabbeln oder laufen kann, erlauben sie ihm, zu gehen und zu kommen, wie es will. Drängen Sie es zu keinem bestimmten Verhalten. Überlassen Sie die Sorgen um die anderen Kinder getrost uns. Genießen Sie es einfach, Ihr Kind bei seiner Erkundung der neuen Umgebung zu beobachten.Die Fröhlichkeit und Gelassenheit Ihres Kindes heißt nicht, dass Ihre Anwesenheit gar nicht notwendig ist. Ihr Kind wirkt so unbeschwert, weil Sie dabei sind. Sein Verhalten würde sich in den meisten Fällen sofort ändern, wenn Sie während der ersten Tage fortgingen. Unterstützen Sie das Interesse ihres Kindes. Als Mutter oder Vater haben Sie einen großen Einfluss auf Ihr Kind. Wenn Sie freundlich zu uns sprechen, wird Ihr Kind es bemerken und entspannter an die neue Situation herangehen

 

Schutzsuche erwidern

Werden Kinder im ersten und zweiten Lebensjahr überfordert oder durch etwas Unerwartetes irritiert, suchen sie meistens Schutz bei ihrer Bezugsperson. Sie weinen oder rufen, laufen ihr nach, heben die Arme auf, schmiegen oder klammern sich an oder suchen auf andere Weise körperliche Nähe. Je nachdem, wie stark das Kind beunruhigt war, findet es im engen Körperkontakt oder durch bloßen Blickkontakt sein inneres Gleichgewicht wieder. Eine fremde Person kann das Kind in der ersten Zeit meistens nicht beruhigen. Sie sollten deshalb in der Anfangszeit die Suche erwidern – bis wir selbst in der Lage sind, Ihr Kind in dieser Weise zu beruhigen.

Machen Sie sich keine Gedanken über die Gründe der Schutzsuche. Gehen Sie zunächst einmal davon aus, dass das Kind schon einen Grund haben wird. Es überrascht immer wieder, dass ein Kind, das sich eben noch weinend an Mutter oder Vater angeklammert hat, sich oft schon nach wenigen Augenblicken wieder löst und seine Erkundungen der neuen Umgebung fortsetzt.

Wenn Ihr Kind in einer solchen Situation Ihre Nähe sucht, sollten Sie es nicht drängen, sich wieder zu lösen. In diesem Fall würden Sie in der Regel das genaue Gegenteil erreichen, nämlich erneutes Anklammern. Ruhiges Abwarten, bis sich Ihr Kind von allein wieder der Umgebung zuwendet, ist die beste (und schnellste) Methode.

 

Lassen sie Ihr Kind die neue Umgebung selbst entdecken

Kinder reagieren sehr unterschiedlich auf eine neue Umgebung. Die einen wenden sich anfangs vielleicht vorsichtig und zögernd, die anderen ohne Bedenken und energisch allem Neuen zu. Das hängt vom Temperament und der Vorerfahrung des Kindes ab. Sie sollten in jedem Fall das Verhalten Ihres Kindes akzeptieren. Nicht selten finden sich übrigens die Kinder, die zunächst eher ängstlich wirken, später am besten in die neue Umgebung hinein. Kinder lernen eine neue Umgebung am schnellsten kennen, wenn sie nicht gedrängt werden.

Innerhalb kurzer Zeit macht sich Ihr Kind nicht nur mit den neuen Räumen vertraut, sondern auch mit uns. Es baut innerhalb kurzer Zeit zu uns eine ähnliche Beziehung auf, so dass auch wir nach einiger Zeit die Funktion der “sicheren Basis” für das Kind übernehmen können. Wir können nun Ihr Kind trösten, wenn es weint. Erst wenn Ihr Kind eine Beziehung dieser Art aufgebaut hat, kann es auf Ihre Anwesenheit in der Tagespflegestelle verzichten.

 

Der richtige Zeitpunkt der Eingewöhnung

Beginnen Sie mit der Eingewöhnung besser nicht erst kurz vor Beginn Ihrer Berufstätigkeit. Planen Sie etwa vier bis sechs Wochen ein, damit Sie auf unvorhergesehene Ereignisse noch reagieren können.

Die Eingewöhnungszeit sollte nicht mit anderen Veränderungen in der Familie (wie zum Beispiel Geburt oder Schuleintritt eines Geschwisterkindes, Umzug der Familie oder ähnliche Ereignisse) zusammenfallen. Das könnte Ihr Kind überfordern.

Verschieben Sie die Eingewöhnungszeit bei Erkrankung Ihres Kindes. Erkrankungen (auch scheinbar geringfügige, wie zum Beispiel Erkältungen) beeinträchtigen das Interesse und die Fähigkeit des Kindes, sich mit der neuen Umgebung auseinanderzusetzen.

 

Ein Helfer bei der Eingewöhnung: das eigene Kuscheltier

Kinder, die noch so klein sind, halten sich umso mehr an Dingen fest, die ihnen vertraut sind. Das gibt ihnen Sicherheit – die wesentliche Voraussetzung dafür, Schritte in neue Erfahrungsbereiche zu wagen. Die größte Sicherheit ist natürlich die Anwesenheit der Eltern. Aber um die Eingewöhnung gut zu meistern, helfen Dinge, die dem Kind vertraut sind, wie Kuscheltiere, Schmusetuch oder die eigene Kuscheldecke. Sie als Eltern werden genau wissen, was Sie Ihrem Kind am besten mitgeben, womit es sich wohl fühlt. Geben Sie Ihrem Kind eines dieser Sachen als Begleiter auf dem neuen Weg mit.

  

Immer verabschieden

Wenn Sie Ihr Kind zu uns gebracht haben, gehen Sie bitte nicht fort, ohne sich von Ihrem Kind zu verabschieden. Sie setzen das Vertrauen Ihres Kindes zu sich aufs Spiel und müssen damit rechnen, dass Sie Ihr Kind nach solchen Erfahrungen nicht aus den Augen lässt oder sich “vorsichtshalber” an Sie klammert, um Ihr unbemerktes Verschwinden zu verhindern.

Wenn Sie sich verabschieden, mag es sein, dass Ihr Kind weint oder auf andere Weise versucht, Sie zum Bleiben zu bewegen beziehungsweise mitgenommen werden will. Es ist das gute Recht des Kindes, zu versuchen, eine geschätzte und geliebte Person zu veranlassen, bei ihm zu bleiben. Wenn die Eingewöhnungszeit abgeschlossen ist und das Kind eine vertrauensvolle Beziehung zu uns aufgebaut hat, wird es sich nach Ihrem Weggang rasch trösten lassen und die Zeit in der Tagespflegestelle in guter Stimmung verbringen.

Halten Sie bitte Ihren Abschied kurz und ziehen Sie ihn nicht unnötig in die Länge. Sie würden Ihr Kind mit einem solchen Verhalten nur belasten. Kinder reagieren auf einen kurzen Abschied mit weniger Stress

 

Wie lange sollte man ein Kind begleiten

Bei kleinen Kindern, in den meisten Fällen etwa 14 Tage, im Einzelfall auch mal drei Wochen, bei manchen Kindern reichen sechs Tage. Weniger als sechs Tage sind in der Regel zu kurz. Man kann sich bei der Entscheidung darüber, wie lange man das Kind begleitet, am Verhalten des Kindes orientieren.

Im offenen Austausch finden wir den besten Weg für Ihr Kind.

 

Quelle: Jugendamt Bochum: “Eingewöhnung von Tageskindern"

Die kleinen Waldwichtel

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Wurzelzwerge

 

Nicole Wilmes - van de Loo

 

* zertifizierte U3-Waldpädagogin

* Staatl. anerk. Erzieherin

* Heilpäd. Fachkraft